Die Vereinbarung eines Nettogehalts ist im Profisport weit verbreitet und auf den ersten Blick attraktiv. Allerdings gibt es einige Aspekte, die Sportler beachten sollten, bevor sie einen Vertrag mit Nettolohnvereinbarung unterschreiben. In diesem Beitrag beleuchten wir die möglichen Nachteile von Nettolohnvereinbarungen und erklären, warum es für Profisportler sinnvoller sein kann, auf Bruttogehälter zu setzen.
Nettolohn: Der Schein trügt
Nettolohn bedeutet, dass der Sportler jeden Monat den gleichen Auszahlbetrag erhält, unabhängig von Steuern und Sozialabgaben. Der Verein übernimmt die Verantwortung für die Zahlung dieser Abgaben. Das klingt zunächst verlockend. Allerdings ist es im Interesse des Vereins, den Bruttobetrag so niedrig wie möglich zu halten, um seine eigenen Kosten zu reduzieren.
1. Niedrigere Rentenanwartschaften durch geringere Sozialabgaben
Ein entscheidender Nachteil der Nettolohnvereinbarung ist, dass der Arbeitgeber nur geringere Sozialabgaben abführt. Da der Verein bemüht ist, den Bruttobetrag möglichst niedrig zu halten, können dies beispielsweise durch abgabenfreie Zulagen für Nacht- und Wochenendarbeit erreicht werden. Das Resultat ist ein niedrigeres Bruttogehalt und somit auch geringere Sozialabgaben. Für den Sportler hat dies zur Folge, dass er nur vergleichsweise niedrige Rentenanwartschaften erwirbt und am Ende eine deutlich geringere Rente erhält.
2. Geringeres Verletztengeld bei niedrigerem Bruttogehalt
Ein weiterer Nachteil, der nicht zu unterschätzen ist: Sportler verletzen sich während ihrer Berufsausübung immer wieder. Nach 6 Wochen Entgeltfortzahlung erhalten sie dann nur noch Verletztengeld von der Berufsgenossenschaft. Die Höhe des Verletztengeldes richtet sich nach dem Bruttogehalt. Je niedriger das Bruttogehalt ist, umso niedriger ist letztlich das Verletztengeld. Dies kann bei langwierigen Verletzungen zu erheblichen finanziellen Einbußen führen.
3. Bruttobeträge verhandeln und Probeabrechnungen einholen
Um die möglichen Nachteile einer Nettolohnvereinbarung zu umgehen, empfiehlt es sich, Bruttobeträge zu verhandeln. Dabei sollte der Sportler darauf bestehen, eine Probeabrechnung zu erhalten, aus der hervorgeht, wie hoch das Netto sein wird. Um sich vorab einen Überblick zu verschaffen, können auch Online-Rechner genutzt werden, um das voraussichtliche Nettoeinkommen zu ermitteln bzw. von dem gewünschten Nettogehalt das notwendige Brutto zu berechnen.
4. Bruttoverträge als Standardverträge in vielen Sportligen
Inzwischen akzeptieren viele Sportligen nur noch Bruttoverträge als Standardverträge. Meist weicht der Standard-Vertrag in wichtigen Details von den Vorverträgen ab, die üblicherweise geschlossen werden. Es ist daher ratsam, einen genauen Blick in die Verträge zu werfen und sich über die aktuellen Standards in der jeweiligen Liga zu informieren und den Vorvertrag mit dem finalen Arbeitsvertrag zu vergleichen.
Fazit für die Praxis:
Obwohl Nettolohnvereinbarungen im Profisport zunächst attraktiv erscheinen mögen, bergen sie das Risiko einer geringeren Rentenanwartschaft und eines niedrigeren Verletztengeldes. Profisportler sollten daher genau abwägen, ob sie einen Vertrag mit Nettolohnvereinbarung eingehen oder stattdessen auf Bruttogehälter setzen. Durch die Verhandlung von Bruttobeträgen und das Einholen von Probeabrechnungen können Sportler ihre finanzielle Zukunft besser absichern und langfristig von einem höheren Renteneinkommen profitieren und sich im Verletzungsfall besser abzusichern.